Ostthüringer Zeitung
Freitag, 13.12.2002

Deutschlandbild Ost mit vielen Klischees behaftet

Jugendaustausch mit Frankreich fördern

Jena (OTZ/L. P.). Ein großes Desinteresse der Franzosen an der Entwicklung in den neuen Bundesländern beklagte gestern Prof. Dr. Michel Cullin bei einem Besuch in Jena.
Der Generalsekretär des Deutsch-Französischen Bildungswerkes, der von 1996 bis 1999 Honorarprofessor am Institut für internationale Wirtschaftskommunikation an der Uni Jena war, sieht das französische Deutschland-Bild Ost von vielen Klischees geprägt. „Die neuen Länder werden von meinen Landsleuten als der böse Osten wahrgenommen, in dem vor allem Gewalt gegen Ausländer ausgeübt wird", sagte Professor Cullin.
Als Generalsekretär des Jugendbildungswerkes will der 58-jährige Politologe den Jugendaustausch zwischen Frankreich und den neuen Ländern fördern. „So wie das gegenseitige Kennenlernen in den 70er und 80er Jahren in der alten Bundesrepublik erfolgte, müssen jetzt die neuen Länder einbezogen werden", so Cullin.
Gespräche über konkrete Projekte führte der Professor gestern mit Peter Müller, Vorsitzender der Deutsch-Französischen Gesellschaft Jena (DFG). So gibt es mittlerweile zwei Schulpartnerschaften zwischen der Integrierten Gesamtschule Grete Unrein und dem Ernst-Abbe-Gymnasium mit Schulen in der französischen Partnerstadt Aubervilliers. Wichtig ist für Cullin, dass zunächst Pädagogen in Bildungsprogramme des Deutsch-Französischen Jugendwerkes eingebunden werden, um eine langfristige Arbeit zu sichern.
Interessenten an deutschfranzösischen Projekten können sich in Jena an die DFG wenden, Tel: 03641/39 06 07.



Prof. Dr. Michel Cullin (links) und Peter Müller von der Deutsch-Französischen Gesellschaft Jena.
(Foto: OTZ/Prager)


Thüringische Landeszeitung
Freitag, 13.12.2002

Den Osten fördern

Prof. Michel Cullin bereitet 5. Französische Tage mit vor

Von Lilli Schrauzer

Jena, (tlz/lil) Prof. Michel Cullin (58) aus Paris, Kurator der Deutsch-Französischen Gesellschaft und Generalsekretär des Deutsch-Französischen Jugendwerkes, weilte gestern zu Besuch in Jena. Zusammen mit Peter Müller, dem Präsidenten der Deutsch-Französischen-Gesellschaft Jena besprach er die Organisation der 5. Französischen Tage, die nächstes Jahr vom 9. bis 15. Mai in Jena ausgerichtet werden sollen.
Cullin engagiert sich sehr für die Jugendarbeit. Das Jugendwerk, dem er als Generalsekretär vorsteht, stellt beispielsweise Reisestipendien für Jugendliche zwischen 18 und 25 Jahren zur Verfügung. Bei einem mehrwöchigem Aufenthalt in Frankreich sollen die Teilnehmer an einem Projekt arbeiten, das dokumentiert, wie sie Land und Leute kennenlernen. Dabei entstehen nach Aussagen des Professors aus Frankreich meist Reportagen oder Kurzfilme als interessante Nebenprodukte.
Ausserdem wird zwischen dem Abbe-Gymnasium in Jena und einem katholischen Gymnasium in Jenas Partnerstadt Aubervilliers jährlich ein Schüleraustausch organisiert. „Jenas Schüler sind immer sehr interessiert daran, Aubervilliers zu entdecken", weiß Cullin zu berichten. Dort gebe es oft einen Aha-Effekt, weil Aubervilliers als eine Arbeiter- und Industriestadt ganz anders sei als Jena. „Asymmetrie wirkt viel tiefer", sagt Cullin, dem bei den verschiedenen Austauschprogrammen besonders daran gelegen ist, auch den deutschen Osten zu integrieren. Dem werde allenthalben zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt, nicht nur in Frankreich, sondern von Politikern auch im eigenen Land, ist er überzeugt. Michel Cullin darf eine solche Meinung äußern, er war von 1996 bis 1999 Honorarprofessor am Institut für Interkulturelle Wirtschaftskommunikation der Universität Jena.



Gast aus Frankreich: Prof. Michel Cullin aus Paris besuchte Jena.
Foto: Schrauzer

Thüringische Landeszeitung
Freitag, 06.12.2002

Bonjour, chers amis

Jena, (tlz/az) Oberbürgermeister Dr. Peter Röhlinger hat gestern eine Gruppe französischer Mädchen und Jungen im Plenarsaal des Rathauses empfangen. Die neun Schüler aus Jenas Partnerstadt Aubervilliers waren für eine Woche zu Gast im Ernst-Abbe-Gymnasium. Dort nahmen sie am Unterricht teil, und an den Nachmittagen erkundeten sie Jena und Umgebung. Der Austausch war von den Französischlehrerinnen Karen John und Christina Kaufmann organisiert worden. Im Juni werden Schüler des Ernst-Abbe-Gymnasiums nach Aubervilliers fahren und das College Notre Dame des Vertus besuchen. Die Schülergruppen sollen die Fremdsprache anwenden und die Lebensweise und Bräuche des anderen Landes kennenlernen. Die Unterbringung in Gastfamilien trägt einen guten Teil dazu bei.


Der Oberbürgermeister mit seinen französischen Gästen. Sie erhielten gleich eine kleine Lektion im Fach Stadtentwicklung. Die im Plenarsaal ausgehängten Bewerbungen um den Fassadenpreis der Stadt boten einen Ansatzpunkt für Gespräche.

Thüringische Landeszeitung
Freitag, 16.08.2002

In die Partnerschaft kommt Schwung

Gast aus dem Rathaus von Aubervilliers

Jena. (tlz/osk) „Es ist nie nichts los", sagte gestern Olaf Schroth, Vorsitzender des Förderkreises für Internationale Partnerschaften e.V. Das bezog er auf die Städtepartnerschaften, die auch dann durchaus lebendig seien, wenn es in der Öffentlichkeit ruhiger um sie geworden ist. „Da läuft viel von selbst, ohne dass wir alles erfahren." Peter Müller, Präsident der Deutsch-Französischen Gesellschaft in Jena, teilt diese Einschätzung. Obwohl er nicht verschweigt, dass in der Städtepartnerschaft mit Aubervilliers in diesem Jahr weniger Projekte als gewohnt in Angriff genommen werden konnten. Eine, aber nicht die einzige Ursache dafür sieht Müller in den Wahlen in Frankreich: „Da ging einfach vieles nicht mehr." Jedenfalls ist die Partnerschaft mit Aubervilliers nicht eingeschlafen — Stichwort Selbstläufer vor allem bei den Sportvereinen —, und an Plänen für die weitere Ausgestaltung der Kontakte ist kein Mangel.

Viele Vorhaben hat auch Ralf Hofmann im Kopf, der jetzt im Rathaus von Aubervilliers für die internationalen Beziehungen und konkret auch für die Partnerstadt Jena zuständig ist. Der 39-jährige Mainzer lebt seit 16 Jahren in Frankreich. Er tourte viele Jahre als Theaterschauspieler durchs Land. Als Verfechter der europäischen Idee interessieren ihn besonders die kultur-politischen Beziehungen. Sein im Zusatzstudium erworbenes Spezialwissen wendet er jetzt in der Kommune praktisch an. Seit Mittwoch und bis morgen sieht Hofmann sich in Jena um. Hier will er für neue Projekte Weichen stellen. So ist geplant, zum landesweiten Unternehmertag in Aubervilliers den Wirtschaftsstandort Jena, vor allem aber das brach liegende Gewerbegebiet Lobeda-Süd, in Frankreich bekannt zu machen, dazu Jenaer Firmenchefs in die Partnerstadt zu holen. Im Schillerhof lotet Hofmann die Chancen für ein Film-Jugendfestival zu dem 5. Jenaer Französischen Tagen 2003 aus. Ende September will er in Schulen von Aubervilliers für Projekte mit der Partnerstadt Jena werben. Auch ein in diesem Jahr ausgefallenes Umweltprojekt von Jugendlichen soll auf den Weg gebracht werden.
In die Partnerschaft Aubervilliers-Jena will Ralf Hofmann Schwung bringen.

Ostthüringer Zeitung
Freitag, 16.08.2002

Projekte mit Partnerstadt Aubervilliers geplant

Beauftragter aus Frankreich zu Gast in Jena

Jena (OTZ/TK). Der neue Beauftragte für die Städtepartnerschaft mit dem französischen Aubervilliers ist seit Mittwoch zu Gast in Jena. Ralf Hofmann ist gebürtiger Mainzer und lebt seit 16 Jahren in Frankreich. Seit März ist er in der Stadt in der Nähe von Paris für den Kontakt mit der deutschen Partnerstadt Jena verantwortlich.
Noch bis Samstag bleibt Hofmann in Jena, am Donnerstag stand unter anderem ein Gespräch mit Oberbürgermeister Röhlinger in seinem Kalender.
Gemeinsam mit dem Präsidenten der Deutsch-Französischen Gesellschaft, Peter Müller, stellte Hofmann gestern außerdem die für die nächsten Monate geplanten Projekte vor. Für den Herbst ist ein Besuch des Schriftstellers Didier Daeninckx in Jena vorgesehen, im Rahmen der 5. französischen Tage im Frühjahr 2003 soll eine Lesung mit Tara Ben Jalloun („Papa, was ist ein Fremder") stattfinden. Beide Schriftsteller leben in Aubervilliers.
Außerdem ist geplant, dass mittelständische Unternehmen aus Jena an einem Unternehmertag im Oktober in Frankreich teilnehmen, um dort für den Standort Jena zu werben.
Auch weitere Austausche zwischen deutschen und französischen Schulen will Ralf Hofmann organisieren. Ein Umweltprojekt mit Jugendlichen aus beiden Ländern musste hingegen aus finanziellen Gründen verschoben werden.
Aubervilliers ist seit 1999 Partnerstadt von Jena. Seitdem wurden 26 gemeinsame Projekte realisiert. Dass daraus viele Kontakte nach Frankreich entstanden sind, sei ein Ziel seiner Arbeit, sagt Ralf Hofmann. „Wir wollen hauptsächlich Anregungen für Projekte geben, die dann zu Selbstläufern werden."

Thüringische Landeszeitung
Freitag, 25.01.2002

Die Europa-Staatsbürger

2002-Planungen für die Städtepartnerschaft Jena - Aubervilliers

Von Thomas Stridde

Jena. (tlz) Für Jenaer Jugendliche eröffnet sich in diesem Jahr die Chance auf eine "Europäische Staatsbürgerschaft". Hinter diesem Stichwort verbirgt sich eine Idee von Bernard Sizaire, Chef für internationale Beziehungen in Jenas französischer Partnerstadt Aubervilliers.
Gemeinsam mit Peter Müller, Präsident der Deutsch-Französischen Gesellschaft Jena e.V., hatte Bernard Sizaire im vergangenen November die Pflöcke für das Partnerschaftsprogramm 2002 eingeschlagen. Und so sollen im Juli je sieben Jugendliche aus Jena, Aubervilliers und dem italienischen Empoli (eventuell stattdessen aus Venedig) für zehn Tage in einem Camp in den französischen Alpen zusammenkommen, um Details eines Projekts zum EU-geförderten "europäischen Freiwilligendienst" auszutüfteln.

Eine sportliche Freundschaft

Nach den zehn Tagen, so erläuterte gestern Peter Müller, wird aus jeder beteiligten Stadt je ein Jugendlicher ausgewählt. Die drei jungen "europäischen Staatsbürger" verbringen dann ihren Freiwilligendienst jeweils vier Monate in Aubervilliers, Jena und Empoli (bzw. Venedig).
Eine große Rolle in der Freundschaft zwischen Jena und Aubervilliers spielt in diesem Jahr wieder der Sport. Die Judokas des TuS nehmen zum Beispiel am "Samurai"-Cup in
Aubervilliers teil, indes die französischen Kämpfer in einem Jenaer Trainingslager mit von der Partie sind. Kontakt gefunden haben überdies die Badminton-Spieler des SC CMA und des Jenaer SV GutsMuths, sagte Peter Müller. Zweimal fünf Jugendliche aus Aubervilliers wollen beim internationalen Rennsteig-Cross dabei sein. Und erneut wird ein Radsportteam der Franzosen beim "Napoleon-Cup" im Oktober mitfahren.
Peter Müller resümierte, dass seit Beginn der Partnerschaft im Mai 1999 von ursprünglich 77 fixierten Ideen für die Partnerschaft bereits zehn in die Tat umgesetzt worden sind. Alfred Wälte, Liegenschaftsamtsleiter und Europa-Beauftragter der Stadt, bestätigte gestern zudem, dass in diesem Jahr Jenaer Stadtverwaltungsmitarbeiter ihre Kollegen in Aubervilliers besuchen werden. "Wir wollen dann ganz konkret Probleme miteinander vergleichen", sagte Wälte - von der Stadtplanung bis zum Umgang mit stadteigenen Gebäuden.

2003                        2001

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